Baris Seepromenade, das “Lungomare”, wird zum großen Teil von wuchtigen faschistischen Prachtbauten aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts dominiert. In ihnen haben verschiedene militärische
Abteilungen ihren Sitz, zu denen das frostige Gebahren dieser Gebäude gut passt. Eines von ihnen
ist aber auch der „Palazzo della Provincia“, das Regierungsgebäude der Provinz Apulien. Zwischen 1932 und 1935 unter Mussolini errichtet, wird es neben seinem festungsähnlichen Aussehen auch von einem die Seefront Baris prägenden „Uhrenturm“ von über 60 Metern Höhe geschmückt.
Das Gebäude mit seiner monumentalen Eingangshalle ist der Öffentlichkeit sonst nur zugänglich, wenn jemand die dort relativ versteckt liegende „Pinacoteca Provinciale“ besichtigen möchte. Alle anderen Teile des historischen Gebäudes dürfen
an normalen Tagen nur Beamte betreten. Doch heute war kein normaler Tag. Heute bestand für ein paar Stunden die Möglichkeit, unter Begleitung eines Beamten den achteckigen Holzfahrstuhl bis hinauf auf den Turm zu benutzen und einen Blick auf Bari und das Meer zu genießen, von dem man sonst nur träumen kann.
Wir standen fast eine Stunde wartend in einem Pulk aus neugierigen Baresen und einigen Touristen, die es mehr zufällig in die Provinzpalast verschlagen hatte, denn dem betagten Fahrstuhl durften höchstens 5 bis 6 Personen zugemutet werden. Um den alten Motor vor Überhitzung zu
schützen, mussten auch regelmäßig längere Betriebspausen eingelegt werden. Nicht wenige Anstehende traten gelangweilt den Rückzug an, doch wir hielten durch und wurden mit kräftigem Wind und einem spektakulären Blick belohnt.
Als der Mitarbeiter, der auf dem Turm postiert worden war, bemerkte, dass ich interessiert die riesigen Glocken und die Walze fotografierte, erzählte er uns, dass das imposante Glockenspiel früher alle halbe Stunde im Wechsel drei
faschistische Lieder („Faccetta Nera“, „Inno del Balilla“, „La Bandiera“) gespielt hat. Dem Architekten Luigi Baffa (1894-1933) und Mussolini muss das Gefallen haben. Die Anwohner ringsherum beschwerten sich jedoch über die laute Beschallung und so wurde das Glockenspiel bald nach der Inbetriebnahme auch schon wieder eingestellt.
Auf dem Weg nach unten, nachdem wir noch eine schnelle Runde durch die Pinakothek gelaufen waren, deren Eintritt heute ebenfalls kostenlos war, fragte uns ein freundlich lächelnder Herr interessiert, ob uns die Besichtigung des Turms gefallen habe. Wir müssen so enthusiastisch geklungen haben, dass er erzählte, dass nicht alle Mitarbeiter des Provinzpalastes begeistert von dieser Aktion gewesen sind. Doch ihn habe das nicht interessiert, denn er habe es nicht für ein breites Einverständnis, sondern für die Bewohner Apuliens durchgesetzt. Scheinbar waren wir an einen der Hauptorganisatoren geraten, der Luigi zum Abschied zufrieden gegen die rechte Schulter hieb. Ich kann nur sagen, dass es schön wäre, diese Gelegenheit häufiger zu bekommen. Das wäre nicht nur für Touristen ein Gewinn, sondern auch für das Lungomare, dem es durch den Mangel an Restaurants oder Caffès, an kleinen Geschäften sowie an touristischen Zielen deutlich an Leben fehlt.



Eine tolle Gelegenheit, die ihr da bekommen habt!
Hätte man den Turm eigentlich auch hochlaufen können?
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Theoretisch, ja. Wir und auch mehrere andere Wartende haben deswegen nachgefragt. Doch man wollte die Verantwortung dafür nicht übernehmen, dass eventuell jemand die schmale Wendeltreppe hinunterfällt. Das konnten wir dann auch nachvollziehen und haben uns eben mir Warten beschieden. 🙂
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Sehr schön beneide Euch um die tolle Aussicht , nicht um die Warterei.
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😉
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Deine Berichte machen Lust auf eine Reise :-). Ah bella Italia. Ciao.
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Wow, deine Fotos sind klasse! Da bekomme ich richtig Lust, bella italia auf meine Reiseliste zu setzen!
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Mach‘ das unbedingt. Es lohnt sich. 🙂
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