Als mich meine Eltern über Ostern besuchten, begab ich mich mit meinem Vater auch mal wieder auf einen Spaziergang entlang des touristischen Trimmdich-Pfades von Triggiano, denn nach den üppigen Essen vom Ostersonn- und Ostermontag taten die sieben Kilometer quer durch Olivenhaine, Weinreben und wild wuchernde Kaktusfeigen nicht nur gut sondern auch not. Abgesehen davon, dass das Müllproblem, von dem ich vor längerer Zeit schon berichtete, sich natürlich nicht in Wohlgefallen aufgelöst hat, sondern die Müllhaufen nur gelegentlich ausgetauscht werden, wuchs mein Interesse daran, was es mit dem fast verfallenen „Torre delle Monache“, also einem Nonnen-Turm, auf sich hat.
Auf der Suche nach Informationen gelangte ich statt zu mehr Wissen über diese Ruine zu einem Schriftstück, das unter anderem die Gegend um Lama San Giorgio, durch die der „Percorso Ginnico Turistico“ führt, als Teil eines großflächigen Regionalparks mit Orchiedeen und anderen seltenen Arten beschreibt, die auf der Roten Listen stehen und vom Washingtoner Abkommen geschützt werden. Dabei meint „lama“ ein karstiges, ehemaliges Fluss-Tal, das in die landwirtschaftlich genutzte Fläche eingebettet ist und vor allem an seinen Rändern ein eigenständiges, komplexes Ökosystem bildet. Lama San Giorgio erstreckt sich von Triggiano aus an der Küste entlang bis Gioa del Colle. Wow! Wie beeindruckend. Wir wanderten also quasi durch ein Naturschutzgebiet. Ob das unsere müllabladenden Mitmenschen auch wussten?
Leider steht in dem Papier nicht mehr über „Torre delle Monache“, als man als unwissender Spaziergänger selbst sehen kann: „risulta in gran parte crollata, sia al pianoterreno che al primo piano“ – „zum großen Teil eingestürzt, sowohl im Erdgeschoss als auch im ersten Stock.“ Ja, diese Worte treffen es recht gut. Man könnte hinzusetzen, dass bereits Feigenbäume und andere Pflanzen buchstäblich Gras über die Sache wachsen lassen. Also versuche ich es mit einfachem Menschenverstand. Ich vermute, die Ruine gehörte zu den ersten religiösen Gebäuden hier in diesem Gebiet und stelle sie mir als Vorhut eines Klosters vor, das nie gebaut wurde. Wie so häufig sind die Dinge, die man direkt vor Augen hat, weitgehend unterschätzt. Von daher vermute ich weiterhin, dass der Zahn der Zeit dafür sorgen wird, dass man an dieser Stelle statt eines Gebäudes irgendwann nur noch einen Steinhaufen sieht. Dann werden diese Fotos hier historische Dokumente sein.



