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Ostuni nach Sonnenuntergang

Das Konzert der 80er-Jahre-Band Toto hatte uns Mitte Juli nach Ostuni verschlagen. Da Luigis Eltern viele Jahre lang so ein Art Schrebergarten in der Nähe Ostunis besaßen und Freunde der Familie direkt im historischen Zentrum wohnen, kennen wir uns in der Stadt recht gut aus. Allerdings waren wir abends eigentlich immer in unserem Gartenhäuschen, da ma im apulischen Outback in fast völliger Dunkelheit und ohne ordentliche Straßenbegrenzung Auto fahren muss. Daher stand „Ostuni im Dunkeln“ schon seit Jahren auf meiner To-Do-Liste.

Auf dem zentralen Platz der Altstadt grüßt der Heilige Oronzo, der Schutzpatron Ostunis die Besucher, die sich von hier aus in das Gewirr der schmalen Altstadtgassen treiben lassen. Der Tourismus in Apulien hat sich nach der COVID-Flaute definitiv erholt: Deutsch, Französisch, Englisch und natürlich auch Italienisch aus anderen Landesteilen. Hier kann man seine Fremdsprachenkenntnisse anwenden und so manchem Besucher den Wunsch nach einem Foto von sich und dem Wahrzeichen Ostunis erfüllen.

Die „Weiße Stadt“ macht ihrem Namen alle Ehren. Die Wände und Mauern sind frisch getüncht und auf vielen Altstadttreppen laden Tische und Stühle die Besucher zum Verweilen ein. Man stolpert fast von einem Restaurant ins Nächste. Dabei gibt es auch kleine Bars und Paninotheken, in denen Snacks oder Brötchen für den kleineren Hunger angeboten werden. Die Bewohner klagen über den fortwährenden Lärm der Touristenprozessionen bis nachts um drei, aber sie wissen auch, dass jetzt in den Sommermonaten in den Souvenirshops und der Gastronomie der Umsatz fürs ganze Jahr gemacht werden muss, bevor die Altstadt sich Ende September wieder schlafen legt.

Ich pirsche also gegen 21 Uhr abends mit meinem übermüdeten Kind durch die Altstadt bis zum zweiten Wahrzeichen Ostunis dem „Arco Scoppa“ von den Einheimischen auch „La Loggia“ genannt, einem beeindruckenden Bogengang, der genau gegenüber der Kathedrale den Palazzo des Erzbischhofs mit dem Priesterseminar verbunden hat. Wer möchte kann in der eleganten Konstruktion eine Ähnlichkeit mit der Seufzerbrücke in Venedig feststellen. Muss man aber nicht. Hingegen fehlt es auch hier nicht an Touristen, die gern ein Bild von sich und der Loggia auf ihrem Handy hätten. Vertrauensvoll aussehende Menschen, können in Ostuni derzeit wirklich viele gute Werke leisten, denn nicht immer bekommt man mit einem Selfie die wunderschönen Ansichten der Stadt auch hinreichend aufs Bild.

Ostuni mit Publikum Konzert Toto

Daher mein Tipp: Wer ohnehin in Apulien ist, sollte ruhig mal hinfahren und das Flair dieser Touristenhochburg auf sich wirken lassen. Mit dem Auto ist man von Bari aus in einer Stunde vor Ort. Auch sollte man die Badesachen nicht vergessen, denn zwischen Monopoli und Ostuni beginnen Apuliens kilometerlange Sandstrände mit familienfreundlich flachem, aber kristallklarem Wasser. Morgens bräunen am Meer und abends in schicken Sommersachen durch die Altstadt flanieren – wenn das kein Urlaub ist!