Bedeutung von Sprachunterricht in Apulien
Dass ich seit über 10 Jahren mit meinem Deutschunterricht auch zum Exodus der jungen Generation aus Apulien beitrage, steht außer Frage. Schüler von mir arbeiten dank ihrer Englisch- und Deutschkenntnisse inzwischen in ganz Europa verstreut. Einige sind verheiratet und haben Kinder. Hin und wieder erreichen mich noch Nachrichten oder Fotos beispielsweise an Feiertagen. Natürlich macht mich das auch ein bisschen stolz und, ehrlich gesagt, möchte ich das gar nicht so kleinlich sehen, denn Europa sind wir alle. Manchmal arbeiten die jungen (und älteren) Leute jedoch ganz entschieden an ihrer Zukunft in Apulien, worüber ich sogar noch froher bin.

Ein paar Worte zur schulischen Ausbildung in Italien
Einige solcher hochmotivierter, junger Leute habe ich während meine Arbeit im Istituto Tecnico Superiore für Tourismus kennengelernt. Dazu muss man ausführen, dass die Schullaufbahn in Italien etwas anders aussieht als in Deutschland. An 5 Jahre Grundschule schließen sich 3 Jahre Mittelschule an und danach sollte man seine Oberschule schon so wählen, dass sie in etwa die Qualifikationen abdeckt, die man für seinen späteren Beruf oder ein Studium benötigt. Vielleicht ist es dabei gar nicht so schlecht, wenn die Eltern den Kindern helfen, ihren Begabungen zu folgen, sowie realistische Ziele abzustecken.
Meiner Erfahrung nach streben italienische Eltern jedoch tendenziell immer danach, ihre Kinder etwas studieren zu lassen, denn eine Qualifikation wie die deutsche „Berufsausbildung“ existiert in Italien nicht. Das heißt konkret: wer nicht studiert, hat keinen anderen Abschluss als den Schulabschluss und damit zunächst auch keine weiterführende Qualifikation. Diese Lücke versuchen Technische Institute zu schließen, indem sie Kurse zurecht schneidern, die auf bestimmte Anforderungen des Arbeitsmarkts reagieren. Meistens werden diese vom Staat gefördert und dauern etwa zwei Jahre mit dazugehörigen Praktika. Man könnte sie vielleicht mit einer deutschen „Umschulung“ vergleichen, allerdings sitzen in den Klassen Schüler aller Altersstufen: vom frischen Schulabgänger, über Selbstständige, die sich weiterqualifizieren wollen, bis zum 63 Jährigen, der seinem Berufsleben noch einmal eine andere Wende oder einen Schub geben möchte. Diese bunte Mischung macht das Unterrichten zu einer besonderen Herausforderung, ist aber unheimlich stimulierend und auch bereichernd für das Lehrpersonal.



Weiterbildung am Puls der Wirtschaft an der ITS Turismo
So geschehen auch in der besagten Schule für Tourismus. Neben mir und meiner geschätzten Englischkollegin Caterina unterrichten hier vor allem Personen aus der Wirtschaft, die ihr praktisches Wissen an die Eleven des Instituts weitergeben, zum Beispiel auch was das Nutzen moderner Medien angeht. Als mir meine Deutschschülerin Francesca von einem virtuellen Fremdenführer von Bari berichtete, den sie zusammen mit ihrem Klassenkameraden Andrea mit Hilfe einer Plattform zu programmieren begonnen hat, war ich natürlich interessiert. Und als ich die ersten Ergebnisse sah, war mir sofort klar, dass in diesem Projekt viele Qualifikationen zusammenkommen: Computerkenntnisse, Fremdsprachenkenntnisse und nicht zuletzt Kreativität und die Liebe zur apulischen Heimat Bari. Eine perfekte Kombination für meinen Apulien-Blog.

Deshalb habe ich die Hauptverantwortliche Francesca gefragt, ob ich den Link für ihr Projekt mit ein paar Informationen über sie selbst hier einstellen dürfte. Wenn ihr also sehen wollt, wie in Zukunft der erste Kontakt mit einem potenziellen Urlaubsziel Bari aussehen könnte, dann klickt den Link an und, falls euer Italienisch noch nicht so gut ist, wartet bis „Nicola“, der wegen des gleichnamigen Schutzpatrons der Stadt am weitesten verbreitete Name in Bari, euch die Möglichkeit bietet, auf Deutsch oder Englisch weiterzumachen. Denn inzwischen hat Francesca auch die fremdsprachigen Versionen Nicolas weiterentwickelt.
Francesca, wie bist du denn auf die Idee gekommen, einen virtuellen Stadtführer von Bari zu erstellen?
Ich habe mich am Technischen Institut für Tourismus in Bari eingeschrieben, weil ich fest an das Potenzial meiner Heimat glaube und dazu beitragen möchte, sie durch Innovation, Technologie und Kommunikation aufzuwerten. Deshalb hatte ich, als wir während des ITS-Kurses das Modul über künstliche Intelligenz, virtuelle Assistenten und E-Mail-Marketing entwickelt haben, keinerlei Zweifel daran, welches Thema ich wählen würde. Ich wollte mein geliebtes Land und die Stadt Bari fördern, weil Bari wirklich viel zu bieten hat. Und natürlich habe ich es mit einer mehrsprachigen Note getan.
Unnötig zu sagen, dass mir als vielleicht größtem ausländischen Fan deiner Heimat dieser Fremdenführer ausgesprochen gut gefällt, auch wenn es sicher noch Verbesserungspotential gibt.
Das liegt wahrscheinlich daran, dass wir mit einer Gratisversion des Programms gearbeitet haben. Dabei habe ich bei meinem Fremdenführer angewendet, was unser Lehrer uns im Unterricht gezeigt hat, aber viel habe ich mir auch durch „learning by doing“ selbst angeeignet. Im Ganzen bin ich sehr begeistert von den Möglichkeiten und denke, dass mögliche Kritikpunkte in der Vollversion schon beseitigt sein könnten.
Was muss ich mir also unter einem virtuellen Fremdenführer vorstellen?
Mit Unterstützung von Chat GPT und Gemini haben wir eine Wissensdatenbank mit 35 detaillierten Fragen und Antworten zu den wichtigsten Touristensektoren in Bari erstellt, sowie mit Bildern und erklärenden Links ergänzt. Unsere Avatars Nicola (Italienisch), Kate (Englisch) und Corinna (Deutsch)…
Nein! Corinna? Wirklich?
Ja. Wirklich.

(An dieser Stelle gestehe ich, dass ich meinen Job auch mag, weil wir in dieser humorvollen Klasse immer sehr viel Spaß im Unterricht haben.)
Du sprichst bereits mehrere Fremdsprachen wie Englisch, Spanisch und Französisch auf einem hohen Niveau und jetzt auch noch Deutsch. Warum siehst du deine Zukunft eigentlich in Apulien?
Apulien ist für mich Heimat, Wurzeln und wahre Schönheit: eine Region, die noch viel zu erzählen und zu bieten hat und die stark wachsen kann, wenn die Menschen vor Ort sich entscheiden, zu bleiben, sich weiterzubilden und hier Wert zu schaffen.Ich will auf jeden Fall dazu beitragen. Deshalb bekomme ich nie genug davon, neue Sprachen kennenzulernen, neue Erfahrungen zu machen und über Grenzen hinauszugehen. Ich glaube, solange mein Geist bei mir ist, werde ich nicht aufhören.
Daher wünsche ich mir für die Zukunft, mich sowohl beruflich als auch menschlich weiterzuentwickeln, in einem Bereich zu arbeiten, der meine Leidenschaften verbindet — Kommunikation, Kreativität, Technologie und nachhaltigen Tourismus — und gleichzeitig einen Beitrag zur Aufwertung Apuliens zu leisten, damit es zu einem Bezugspunkt für Gastfreundschaft, Kultur und Innovation wird.
Francesca, ich danke dir für die Erlaubnis den „virtuellen Fremdenführer von Bari“ hier auf meinem Blog vorstellen zu dürfen. Kannst du mir zuletzt noch deinen persönlichen Geheimtipp für Bari und Umgebung verraten?
Wenn ich so spontan antworten soll, wäre mein Insider-Tipp die Kuppel des Planetariums von Bari, das sich innerhalb des Messegeländes der Fiera del Levante direkt am Meer befindet.
Sie verbindet das, was ich an Bari am meisten liebe, nämlich das Meer und die Möglichkeit, dann die Sterne durch ein Teleskop zu sehen und den Erklärungen eines Astrophysikers zuzuhören.
Aber mir ist bewusst, dass dies etwas Persönliches ist und nicht jeder solche Dinge mag, also ein Ort, der mir wie vielen anderen sehr gefällt, ist die Stadtmauer von Bari Vecchia, auf der man einen Aperitif genießen und spazieren gehen kann, sowie einen herrlichen Blick auf das Meer hat.

Vielen Dank noch einmal! Ich bin sicher, meinen Lesern wird dieser persönliche Blick einer Einheimischen auf Bari gefallen. Für deine Zukunft wünsche ich dir alles erdenklich Gute, u.a. dass wir diesen virtuellen Reiseführer vielleicht eines Tages in Perfektion als erste Anlaufstelle für Reisen nach Bari sehen können.
Achtung: Da dieser Fremdenführer mit einer Gratisversion generiert wurde, wird er nur drei Monate online sein. Am besten ist also: schnell anklicken

