Archiv für den Monat Dezember 2012

Berlusconi und der Weltuntergang

Spätestens seit der Kandidatur Berlusconis als zukünftiger „Wieder-Ministerpräsidente“ Italiens dürfte es allen klar sein: das viel belächelte Ende der Welt ist wahrscheinlicher geworden. Gut, vielleicht läutet die Kandidatur des Cavaliere auch nur das Ende Europas ein, aber während der gemeine Italiener noch hoffen darf, dass sich eine Wahlentscheidung mit dem prognostizierten Weltuntergang am 21.12. erledigt haben wird, müssen sich die Bewohner des Itriatals tatsächlich intensiver mit dem Gedanken an die zukünftige Wahl auseinandersetzen, denn die Region um Cisternino, Martina Franca und Ostuni wird mit Sicherheit vom Weltuntergang verschont bleiben. Das sagen jedenfalls die Anhänger des indischen spirituellen Lehrers Babaji (seinerseits immerhin eine Manifestation Gottes in Menschengestalt), welche sich Ende der 70er Jahre mit ihrem Ashram in Cisternino niedergelassen haben und kürzlich ihre Auslegung der Mayaprophezeiung verkündeten. Da diese Nachricht seit ein paar Tagen emsig von der Tagespresse verbreitet wird, wird später auch niemand sagen können, er habe nicht gewusst, dass man in Apulien sicher sei, und sich deshalb keine Gedanken um die Wahl des Ministerpräsidenten gemacht.

Den Bürgermeister von Cisternino freut der ganze Rummel, denn nach der ähnlich lukrativen Hochzeitsfeier von Justin Timberlake und Jessica Biel in der Nähe von Fasano, sind die Hotels und Herbergen dieses kleinen Stücks Apuliens nun zum zweiten Mal im Jahr gut gebucht. Ich persönlich halte recht wenig von dem ganzen Weltuntergangsgefasel und habe mich eigentlich der Theorie verschrieben, dass nach Ablaufen des aktuellen Mayakalenders ganz einfach die neue Edition gekommen wäre, wenn es die Mayas noch geben würde. Aber um ganz sicher zu gehen, finde ich, dass man die gebotenen Chancen auch nutzen sollte. Daher habe ich Luigi vorgeschlagen, für ein paar Tage ins Sommerhäuschen nach Ostuni umzuziehen. „Bist du verrückt?“, meinte er daraufhin entgeistert und blickte mich an, als würde tatsächlich die Welt untergehen. „In Ostuni kann es schneien. Da kriegen mich im Winter keine zehn Pferde hin!“

(Ich hoffe bloß, dass das keine Ausrede war, weil er nicht weiß, wen er wählen soll.)

Wie die Sache mit dem Weltuntergang ausgegangen ist, kann man hier nachlesen.